29.4.25, HV c/o S. Müller Holzbau AG 83. Hauptversammlung 2025
wrw-Hauptversammlung 2025: Unternehmerischer Mut, regionale Vision – und ein Raum für junge Macher.
Während letztes Jahr an dieser Stelle noch von einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld die Rede war, so kann Präsident Marc Züllig in seiner Eröffnungsrede zur 83. Hauptversammlung der wrw nicht von einer Verbesserung der Situation sprechen. Umso mehr würdigt er den Mut von Gastgeber Stefan Müller, in sein Unternehmen S. Müller Holzbau AG zu investieren. Müller führt die ca. 100 Teilnehmenden durch die Produktions-, Büro- und Verkaufsräume seines kurz vor seiner Vollendung stehenden Neubaus an der Sirnacherstrasse in Wil. Seit Firmengründung 2008 ist das auf Wohnungsbau spezialisierte Unternehmen auf 100 Mitarbeitende und 23 Lernende gewachsen. Die S. Müller Holzbau AG plant die Architektur von Ein- und Mehrfamilienhäusern individuell nach den Wünschen der Bauherrschaft. Anschliessend werden die dafür nötigen Holzelemente in der neuen, 100 Meter langen Holzbearbeitungsanlage präzise vorfabriziert. Dabei setzt Müller auf Digitalisierung und Automatisierung der Abläufe und kann auf modernste Maschinen der TechnoWood AG aus dem Toggenburg zählen. Am 14. Mai 2025 soll die Innovationskraft der S. Müller AG an einem Tag der offenen Tür gezeigt werden.
Stefan Müller, Inhaber und Geschäftsführer der S. Müller Holzbau AG
«Es war ein geselliger Abend, habe Leute getroffen, die ich länger nicht mehr gesehen habe. Es erfüllte mich mit stolz, allen unseren Neubau präsentiert haben zu dürfen und dass wir zeigen konnten, was wir in den vergangenen Monaten zusammen erreicht haben.»
Neue Präsidentin
In seinem Jahresrückblick weist Marc Züllig auf die nun vollendete Transformation vom Arbeitgeberverband zur Wirtschaft Region Wil (wrw) hin und die damit verbundene Professionalisierung. Das Resultat zeigt sich in einer Zunahme der Mitglieder und einer verbesserten Wahrnehmung in der Öffentlichkeit sowie mehr Ressourcen für den Einsatz für die Wirtschaft der Region. Die wrw vereint mit ihren 117 Mitgliedsorganisationen die Interessen von 13'773 Arbeitsplätzen und 723 Lehrstellen. Für ihn sei nun der passende Zeitpunkt, das Ruder an eine neue Kraft weiterzureichen. Die Versammlung wählte Michèle Jäger einstimmig zur neuen Präsidentin. Sie freut sich über die Wahl. «Ich werde immer ein offenes Ohr für Anliegen haben,» verspricht Michèle Jäger. Demnächst wird sie in die Geschäftsleitung der Camion Transport AG Wil ihres Vaters Josef Jäger eintreten.
WILWEST ist wichtig für die ganze Ostschweiz
Ein weiterer Schwerpunkt der Hauptversammlung war das Projekt «WILWEST». Auch 2024 beteiligte sich die wrw an Vernehmlassungen und Mitwirkungen. Das Thema wurde an einem Podium mit Marc Flückiger (FDP Kantonsrat) und Peter Nüesch (FDP, Kantonsrat Diepoldsau), moderiert durch Bruno Eisenhut von der IHK St. Gallen-Appenzell, angeregt diskutiert. Gesamtprojektleiter Peter Guler erläuterte zuvor die Verbesserungen, die nach dem Nein der St.Galler Kantonsbevölkerung zum Entwicklungskredit nun am Projekt vorgenommen wurden. «Wir haben die Anzahl Parkplätze reduziert und wollen mit dem vorgezogenen Bau der Bahnhaltestelle noch stärker auf ÖV- und Velopendlerinnen und -pendler setzen.» Kantonsrat Peter Nüesch, Ex-Präsident des St.Galler Bauernverbands, wies auf den Kulturlandverlust hin. Kantonsrat Marc Flückiger entgegnet, dass dafür in 22 Gemeinden Landwirtschaftsland verschont bleibt. «Zusätzlich soll mehr als die ursprünglich beschlossenen Fruchtfolgefläche kompensiert werden,» fügt er an. Jigme Shitsetsang, Stadtrat von Wil, hebt hervor, wie wichtig es sei, Arbeitsplätze in der Region zu halten und zu schaffen. Und Stefan Müller gibt zu bedenken: «Auch das Gewerbe braucht Platz, um sich entwickeln zu können.» Man habe ihm ein Stück Land im WILWEST-Gebiet in Aussicht gestellt. Zum Glück hatte er nun Gelegenheit, auf dem bisherigen Areal zu entwickeln. Das können nicht alle.
Vorgesehen ist nun, dass der Kanton St.Gallen sein Land an den Kanton Thurgau verkauft. Die Vorzeichen deuten auf eine mögliche kantonale Volksabstimmung zu diesem Landverkauf hin. Hier gilt es, so Marc Flückiger, an die Solidarität der Regionen zu appellieren. «Die ganze Ostschweiz braucht dieses Pionierprojekt, nicht nur Wil.»
Marc Flückiger, Kantonsrat FDP
«Ein Nein wäre fatal für Wil, denn alles, was wir in den vergangenen 15 Jahren aufgebaut haben, wäre wieder auf dem Stand null. Wir haben viel investiert in WILWEST. Es wäre schade, wieder bei null beginnen zu müssen. In den nächsten 20 Jahren würde in der Region diesbezüglich nichts mehr passieren.»
Peter Nüesch, Kantonsrat FDP
"Den Autobahnanschluss braucht es. Wil braucht eine Lösung."
Michèle Jäger, Präsidentin wrw
«Mit WILWEST stärken wir den Wirtschaftsstandort Wil.»
Peter Guler, Gesamtprojektleiter WIL WEST
«WILWEST ist ein Leuchtturmprojekt, das in die ganze Ostschweiz ausstrahlt. Als erste Projekt dieser Art überhaupt könnte es zertifiziert werden. Im Gegensatz zu einer dezentralen Entwicklung von Gewerbegebieten wird in WILWEST weniger Kulturland benötigt.»
Bruno Eisenhut, Leiter Aussenbeziehungen IHK St.Gallen-Appenzell
Es braucht Landressourcen, die sinnvoll erschlossen sind und sowohl mit dem Auto, als auch dem öV gut zugänglich sind.
Makerspace begeistert Jugendliche
Mit dem Ziel, die Neugier und Lust von Jugendlichen auf Entwickeln, Ausprobieren und Gestalten zu wecken und ihnen so Berufe im Gewerbe näherzubringen, wurde 2023 der «Makerspace» an der Schule Sonnenhof geschaffen. Beim Gemeinschaftswerk der Stadt Wil, der Bischoff AG und der wrw gehe es um die Förderung der 4 Ks: Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und Kritisches Denken, erklärt Michael Bachmann, pädagogischer Leiter der Bischoff AG. Bisher wurden 120 Lehrpersonen geschult, mit Lernenden und Schulkindern aller Stufen an den vorhandenen 130 Geräten – vom Trickvideostudio bis zum Präzisionslaserschneider – zu arbeiten. Stadtrat Jigme Shitsetsang: «Das ist Win-Win für Schülerinnen und Schüler und die Wirtschaft. Der Makerspace soll auch gegenüber Firmen geöffnet werden, indem sie hier ihre Lernenden selbstständig Lösungen finden lassen.»
Fatmir Racipi, Medienpädagoge für Zyklus 3 und Oberstufenlehrer in Wil
«Der Makerspace trägt sehr viel zur Berufswahl bei. Er fördert interdisziplinäres Arbeiten, das Wissen verschiedener Fächer wird gleichzeitig angewendet. Dies beinhaltet mathematisches Wissen, technisches Knowhow, aber auch künstlerische Fähigkeiten und das Präsentieren eines Prototyps.»
Michael Bachmann, Pädagogischer Leiter Bischoff AG
«Es ist eine andere Erfahrung, wenn man seine Zeichnungen 3D-drucken kann oder aus dem Lasercutter sein Schatzkistchen bauen und es mit einer Alarmanlage ausstatten kann. Handwerkliche Berufe steigen so in der Achtung.»
Engagement für den Werkplatz Ostschweiz
Unter Varia ergriff Bruno Eisenhut von der IHK St.Gallen-Appenzell das Wort, gratulierte der Gastgeberin S. Müller Holzbau AG zum Mut für ihre grossen Investitionen und der wrw zum erfolgreichen Entwicklungsschritt und appellierte an alle: «Wir müssen für den Werkplatz Ostschweiz einstehen. Die Wirtschaft braucht ein Engagement, um die Rahmenbedingungen wieder zu verbessern. Es braucht Areale und Strassen.»
Rechnungsabschluss, Budget und Wahlen waren Formsache, danach liessen die Teilnehmenden den Abend bei einem gemütlichen Essen ausklingen.
Impressionen des Abends: