Was hat Sie dazu inspiriert, eine 4-Tage Arbeitswoche einzuführen?
Guido Kohler erklärt: «Die Zeiten sind hektischer geworden, und Mitarbeitende fühlen sich oft nach einer Fünf-Tage-Woche ausgelaugt. Mir war es immer wichtig, dass die Menschen, die hier arbeiten, erholt und gut arbeiten können.» Zudem könnte die 4-Tage-Woche bald zur Norm werden. «Der Wunsch nach Teilzeitarbeit und veränderte Prioritäten bei jüngeren Generationen führten dazu, dieses Modell auszuprobieren.» Nach einer achtmonatigen Testphase hat Kohler + Partner Elektro AG das Modell übernommen. Zwei Ziele bleiben: «Die Mitarbeitenden sollen denselben Reallohn erhalten, und der Kunde soll keinen Unterschied spüren.» Beides, so weiss Kohler, ist sehr gut gelungen.

Welche Vorteile haben Sie bisher durch die Einführung der 4-Tage-Arbeitswoche festgestellt - hilft das Modell gegen den Fachkräftemangel?
Eines vorweg: Das neue Arbeitszeitmodell kann den Fachkräftemangel nicht beheben. «Nach 1 ¼ Jahren spüren wir die Veränderung; die öffentliche Wahrnehmung ist sehr positiv. Wir waren sprichwörtlich in aller Munde. Dennoch mussten wir unsere Effizienz steigern, um dieselbe Leistung und Qualität in weniger Zeit zu erbringen,» führt Guido Kohler aus. «Das Modell macht uns als Arbeitgeberin attraktiver, aber der Fachkräftemangel bleibt.» Letztlich ist es ein Verdrängungsmarkt, und der Wettbewerb um die besten Mitarbeitenden ist und bleibt hart.

Wie haben Ihre Mitarbeiter auf die Umstellung reagiert?
«Unsere Mitarbeitenden haben sich von Anfang an zu 100% engagiert und empfinden die neue Arbeitsweise als bereichernd.» Die Firma hat intensiv an der Effizienz gearbeitet, der Grundlage des neuen Modells. «Wir müssen darauf achten, nicht in alte Muster zu verfallen.» Die Mitarbeitenden sehen die Umstellung als Win-Win-Situation. Guido Kohler betont, dass Vertrauen und intrinsische Motivation entscheidend sind.

Welche Ratschläge würden Sie anderen Unternehmen geben, die eine ähnliche Arbeitszeitregelung in Betracht ziehen?
«Motivation ist der Schlüssel; alle Mitarbeitenden müssen an einem Strang ziehen und gemeinsam Lösungen finden.» Effizienzsteigerung erfordert fundierte Überlegungen, oft durch Prozessoptimierungen und neue Ideen. Lernende sind übrigens vom neuen Arbeitszeitmodell ausgeschlossen, was mehr Planung und Weitblick erfordert, als man denken würde. «Weniger zeitkritische Arbeiten sollten bewusst den Lernenden überlassen werden,» erinnert sich Guido Kohler. Die fünf Auszubildenden sollen produktive, lehrreiche Arbeit verrichten, «nicht nur das Lager aufräumen oder die Räume putzen.»

Wie sehen Sie die Zukunft der Arbeitszeitmodelle in Ihrer Branche und allgemein?
Guido Kohler ist tatsächlich ein Vordenker: «Wir haben gedacht, das Modell würde sich rascher verbreiten. Aktuell sind wir aber immer noch etwas die Exoten, die Branche, so hätten wir gedacht, würde allenfalls auch mitziehen. Dennoch, wir sind überzeugt, dass diese Idee über Zeit Schule machen wird.»

In Island wurden gross angelegte Versuche mit einer 4-Tage-Woche durchgeführt, die als sehr erfolgreich bewertet wurden. Die Produktivität blieb gleich oder verbesserte sich, und die Work-Life-Balance der Mitarbeitenden wurde erheblich verbessert.

Viele Studien deuten darauf hin, dass die 4-Tage-Woche das Potenzial hat, das Arbeitsmodell der Zukunft zu sein. Wir finden die Idee grandios und die Firma Kohler + Partner Elektro AG mit Ihrem Geschäftsführer und Inhaber Guido Kohler mutig und visionär zugleich.

Guido Kohler ist Geschäftsführer und Inhaber der Kohler + Partner Elektro AG, eidg. dipl. Elektroinstallateur/Meister mit Diplom in Telematik. Zudem ist er passionierter Segler und verbringt seine Freizeit mit grosser Leidenschaft auf dem Bodensee.