23.10.25, Herbsttagung bei Micarna SA, Bazenheid wrw Herbsttagung mit Auszeichnung TopLehrling 2025
«Mit der Micarna als Gastgeberin haben wir einen Ort gewählt, wo Verantwortung, Effizienz und regionale Verankerung täglich gelebt werden», sagte Michèle Jäger, Präsidentin der wrw, zur Eröffnung. Beat Wüthrich, Leiter Viehbeschaffung bei Micarna, zeigte auf, wie eng Ernährungssicherheit, Nachhaltigkeit und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit zusammenhängen. Die Hälfte der Lebensmittel in der Schweiz stammt aus dem Ausland, 70 Prozent der Umweltbelastung entstehen dort. «Ernährungssicherheit beginnt bei uns selbst», betonte Wüthrich. Regionaler Einkauf, Vermeidung von Foodwaste und die Stärkung lokaler Betriebe seien konkrete Beiträge zur Stabilität eines Systems, das zunehmend globalen Schocks ausgesetzt ist. Für Micarna wie für viele KMU gelte: Resilienz entsteht aus funktionierenden Netzwerken, vorausschauendem Management und Vertrauen entlang der Wertschöpfungskette.
Herausforderungen als Normalzustand
Jan Riss, Chefökonom der Industrie- und Handelskammer St.Gallen-Appenzell, zeigte an der wrw-Herbsttagung 2025 auf, wie Zölle, Unsicherheiten und globale Trends die Ostschweizer Wirtschaft prägen – und warum dennoch Zuversicht angebracht ist
Jan Riss, Chefökonom der Industrie- und Handelskammer St.Gallen-Appenzell, analysierte die aktuelle Konjunkturlage und zeigte auf, wie Zölle, Unsicherheiten und globale Trends die Ostschweizer Wirtschaft prägen – und warum dennoch Zuversicht angebracht ist. Die Ostschweizer Exporte seien im Sommerhalbjahr um 11,5 Prozent zurückgegangen – deutlich stärker als im Schweizer Schnitt. «Es ist eine weitere Rosskur für Schweizer KMU», so Riss, «doch unsere Unternehmen sind krisenerprobt. Sie reagieren schneller, investieren gezielter und nutzen Chancen, wo andere zaudern.»
Riss hob hervor, dass die Ostschweizer Wirtschaft dank ihrer Diversität – vom Bau über die Industrie bis zum Finanz- und Gastgewerbe – stabil bleibe. Neue Freihandelsabkommen, etwa mit Indien, seien entscheidend, um Abhängigkeiten zu reduzieren und Exportmärkte zu sichern. «Die Fähigkeit, sich neu zu positionieren, wird zunehmend zur Kernkompetenz der KMU», sagte Riss.
Wirtschaft im Dialog
Wie Resilienz im Alltag entsteht, zeigte die Podiumsdiskussion mit Björn Rosenplänter (STIHL), Salome Zeintl (zeintra), Marc Züllig (IGP) und Jan Riss (IHK). Diskutiert wurden US-Zölle, Lieferketten und neue Absatzmärkte – Themen, die exemplarisch für die globalen Herausforderungen der Region stehen. Die Runde machte deutlich: Ostschweizer Unternehmen begegnen Unsicherheiten mit Agilität, Kooperation und unternehmerischem Realismus. «Wir müssen uns breit aufstellen und schnell anpassen – das ist unsere Stärke», sagte Rosenplänter.
Zeintl ergänzte: «Gute Kommunikation ist Teil der Resilienz. Wer mit Mitarbeitenden, Partnern und Kunden im Gespräch bleibt, erkennt Veränderungen früher und reagiert klüger.» Einigkeit herrschte darüber, dass kurzfristige Zugeständnisse bei Umwelt- oder Qualitätsstandards keine Option seien. «Chlorhühner oder Flüssiggas gegen Zölle – das passt nicht zu unseren Werten», betonte Riss.
TopLehling 2025 – junge Talente im Mittelpunkt
Resilienz zeigt sich auch in der Nachwuchsförderung. Gemeinsam mit dem Gewerbeverein Wil ehrte die wrw die TopLehrlinge 2025. «Unsere Nachwuchstalente sind die Fachkräfte von morgen. Es ist uns wichtig, ihnen eine Bühne zu geben», sagte Karin von Rotz vom wrw-Vorstand.
Ausgezeichnet wurden in den Berufskategorien:
- Gesundheit: TopLehrling Vivien Hengartner, 5.7 (Löwen Rotpunkt Apotheke AG)
- Bau: Fabienne Ruckstuhl, 5.3 (2SD Architekten AG)
- Gewerbe: Flavia Siegwart, 5.4 (Confiserie Hirschy AG)
- Industrie: Patrik Schnider, 5.5 (STIHL Kettenwerk GmbH)
- KV mit BMS: Max Weber, 5.6 (Bühler AG)
- KV ohne BMS: Leandro Winkler, 5.3 (IGP Pulvertechnik AG)
- Technik: Dominik Meyerhans, 5.5 (Eschler Fahrzeugbau AG)
Zudem wurden zwei Ausbildungsprojekte vorgestellt – beides Schlüssel zur langfristigen Wettbewerbsfähigkeit:
Projekt Lernendenaustausch – Partnerschaft für die Fachkräfte von morgen
Daniel Wili (Schmobi AG) stellte das Projekt Lernendenaustausch vor, das in Zusammenarbeit mit der IGP Pulvertechnik AG und Camion Transport entstand. "Logistiker-Lernende der IGP absolvieren gewisse Ausbildungsmodule bei Camion Transport und gewinnen Einblicke in verschiedene Lager- und Transportkonzepte sowie in digitale Logistikprozesse. Der Austausch erweitert das Praxiswissen, fördert die Selbstständigkeit und steigert die Attraktivität der Ausbildung. Die Lernenden bringen neue Ideen zurück, erweitern ihr Fachwissen und sind sichtbar motivierter.", bestätigt Daniel Wili.
Projekt echtzwei – Unternehmergeist aus der Lehre
Einen besonderen Applaus erhielten Sara Islami (IGP Pulvertechnik, 2. Lehrjahr Kauffrau) und Janik Neff (Fust AG, 3. Lehrjahr Schreiner) für die Präsentation der Lernendenfirma «echtzwei». Das gemeinsame Projekt von IGP Pulvertechnik AG und Fust AG zeigt, wie Eigeninitiative und Teamarbeit in der Ausbildung gelebt werden: Lernende verschiedener Berufe produzieren und vertreiben gemeinsam hochwertige Gesellschaftsspiele – von der Idee über die Produktion bis zum Verkauf. Das Projekt fördert Unternehmergeist, Teamarbeit und Verantwortungsbewusstsein – Werte, die weit über die Lehre hinausreichen. Ein Teil des Erlöses wird zudem gespendet. Weitere Informationen auf der Website von echtzwei.
Ausklang und Netzwerkpflege
Beim abschliessenden Apéro nutzten die Gäste die Gelegenheit zum Austausch und zur Netzwerkpflege. Die Herbsttagung 2025 zeigte einmal mehr: Die Wirtschaft Region Wil lebt von starken Partnerschaften, mutigen Ideen und einem klaren Blick nach vorn – Stillstand ist keine Option.
Unterlagen:
Präsentation Herbsttagung / TopLehrling / Lernendenaustausch
Projektvideo Lernendenaustausch
Einige Impressionen des Abends:

























































